Der Faltteufel

von A. Vagt - frei nach Goethes Erlkönig


Wer faltet so spät bei Nacht und Wind?
Es ist der Falter, er faltet geschwind;
Er hat das Blatt wohl in der Hand,
Er fasst es locker, er ist entspannt.

Mein Blatt - ich glaube, es spricht?!
"Siehst, Falter, du den Faltteufel nicht?
Dort in der Talffalte muss er sein!"
"Mein Blatt, es ist ein Lichterschein."

"Du liebes Blatt, du zartes Papier!
Gar schöne Modelle falt ich aus dir;
Manch' bunte Blume für den Tisch;
Für Origami Deutschland einen Fisch."

"Mein Falter, mein Falter, und hörest du nicht,
Was Faltenteufel mir leise verspricht?"
"Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Blatt!
Ich streiche die Kanten nur glatt."

"Willst, feines Blatt, du mit mir geh'n?
Kawasakis Rose soll aus dir entsteh'n;
Meine Töchter falten bis tief in die Nacht
Und wenden und drehen und formen dich sacht."

"Mein Falter, mein Falter, und siehst du nicht dort
Faltteufels Töchter am düsteren Ort?"
"Mein Blatt, mein Blatt, ich seh' es genau:
Es scheinen die alten Modelle so grau."

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt!"
"Mein Falter, mein Falter, die Kante bricht!
Faltteufel zeigt sein wahres Gesicht!"

Dem Falter grauset's, er faltet schnell,
Er hält in den Händen zitternd das Modell,
Erreicht das Ziel mit Mühe und Not;
Fertig ist endlich: sein Segelboot.